Vielen Bundesbürgern ist nicht bewusst, dass fast alle Städte und Gemeinden von rein freiwilligen Feuerwehren betreut werden. Meist ist die Meinung, dass es ehrenamtliches Engagement nur in kleinen Dörfern gibt, doch das ist schlichtweg falsch. Auch in den Millionenstädten wie Hamburg, Berlin oder München stellen freiwillige Feuerwehren eine wichtige Stütze des deutschen Notfallsystems dar.
Obwohl schon sehr viele Menschen Hilfe von der Feuerwehr in Anspruch genommen haben und sie dadurch ein sehr hohes Ansehen genießt, ist meistens niemandem klar, wer „Die Feuerwehr“ überhaupt ist. Es herrscht die weitläufige Meinung es seien alles Berufsfeuerwehrmänner. Auf der einen Seite eigentlich etwas positives, wenn Außenstehende die Arbeit der Feuerwehr als so professionell ansehen, dass sie kein Hobby vermuten, sondern einen Beruf. Auf der anderen Seite aber zeigt es, wie wenig doch bekannt ist über die Frauen und Männer, die freiwillig und ohne Bezahlung ihren Dienst am Nächsten verüben. Und das immer, wenn jemand Ihre Hilfe braucht. Es ist nicht nur ein nettes Hobby von Menschen die gerne mit dem Feuer spielen und Action haben wollen. Es ist die Säule des deutschen Notfall- und Katastrophensystems, die den Bürgen einen Sicherheitsstandard gewährt, der zu den besten weltweit zählt.
Zunächst muss mal der Mythos Berufsfeuerwehr aufgeklärt werden: In ganz Deutschland existieren nur rund 100 Berufsfeuerwehren und zwar in Städten, die ca. 100.000 Einwohner und mehr zählen. Pro 100.000 Einwohner gibt es dann einen Löschzug mit ca. 16 Mann, der Tag und Nacht in Bereitschaft ist. In kleineren Städten und Gemeinden wird der Brandschutz nur durch freiwillige Feuerwehren sichergestellt, teilweise unterstützt von hauptamtlichen Kräften. Somit werden in Deutschland ca. 70% der deutschen Bevölkerung von freiwilligen Feuerwehren betreut. 30% leben in den Städten mit Berufsfeuerwehr, allerdings gibt es auch hier freiwillige Feuerwehren um die Berufsfeuerwehr zu unterstützen, denn die BF kann den Großteil der Aufgaben nicht alleine Erledigen. Dafür sind sie einfach zu wenig Personal. Somit liegt die tatsächliche Einwohnerzahl, die freiwillige Feuerwehren betreuen, noch viel höher.
Zu wenig Berufsfeuerwehren?
Stellt sich die berechtigte Frage ob ein Mangel an berufsmäßigen Feuerwehrleuten in Deutschland vorherrscht. Wird gar auf Kosten der Sicherheit Geld gespart?
Wenn man die freiwilligen Feuerwehren alle durch Berufsfeuerwehren ersetzen würde, dann hätte man ein nicht finanzierbares Sicherheitssystem, oder der sehr hohe Sicherheitsstandard müsste kräftig herabgesetzt werden. In Deutschland sind in den Feuerwehrgesetzen Rettungsfristen (Zeit die vergeht von der Alarmierung, bis zum Eintreffen des ersten Hilfeleistenden Fahrzeugs) von 10 Minuten einzuhalten. Diese Zeit kann dank der großen Dichte an freiwilligen Feuerwehren gut eingehalten werden und wird oftmals sogar noch unterschritten. In Ländern ohne ein solch dichtes Netz, sind Eintreffzeiten der Feuerwehr von über 30 Minuten keine Seltenheit. Sollte auf dem Land etwas passieren, muss erst die Berufsfeuerwehr aus der nächsten größeren Stadt alarmiert werden und die Anfahrt dauert dann natürlich.
Die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland
Auch in den Freiwilligen Feuerwehren ist zu spüren, dass die fetten Jahre vorbei sind. Neben Einsparmaßnahmen zeigt sich dies vor allem auch bei den Mitgliederzahlen. Die Zahl der Berufspendler steigt, Angst vor dem Arbeitsplatzverlust und rückgängige Geburtenraten stellen die Feuerwehren vor neue Probleme. Diese Entwicklung ist aber nicht gänzlich schlecht, denn in manchen Bereichen wurde sicherlich auch Misswirtschaft betrieben. So führen knappen Kassen dazu, dass Feuerwehren nachzudenken müssen wo Einspar- und Verbesserungspotential liegen. Auch sind aufgrund der Nachwuchsproblematik Themen wie Öffentlichkeitsarbeit und Dienstleistungsorientierung vermehrt in dem Mittelpunkt getreten.
Deutschland kann sicherlich stolz sein auf seine Freiwillige Feuerwehr, aber man muss sich dringend überlegen wie die nächsten Jahrzehnte erfolgreich gemeistert werden können. Die Gesellschaft muss sich einerseits im Klaren sein, dass der Staat nur funktionieren kann wenn jeder sich in einer bestimmten Form engagiert. Wenn alle nur “nehmen” kann ein System wie die Freiwillige Feuerwehr nicht bestehen. Aber auch die Feuerwehr selbst muss sich überlegen was sie für Anreize bieten kann. Flexibilität und Mitgliederförderung werden in nächster Zeit wichtige Themen sein, denn nur wenn für die Feuerwehr wie auch die Mitglieder eine win-win Situation entsteht können langfristig Mitglieder hinzugewonnen werden.
Denken Sie also beim nächsten Einsatz daran, ob als Beteiligter oder Unbeteiligter, wahrscheinlich sind es wieder ehrenamtliche Kräfte, die ihre Zeit opfern, um professionelle Hilfe zu leisten.