Und wir wollten noch Abschied nehmen…
Mitfahrer gesucht! – So lautet eines unserer Mottos zur Nachwuchswerbung.
Wir suchen in diesen Tagen einen unserer Mitfahrer. Lieber „Opa“ – wir suchen DICH!
Bei Alarm eilen wir ins Feuerwehrhaus, doch wir erblicken Dich nicht vor Deinem Spind. Wir sitzen wartend auf dem Auto, doch Dein Gruppenführer- oder Maschinistenplatz bleibt leer. Nach erledigter Arbeit wollen wir „eine rauchen“. Doch Du und Deine Lakritze, ihr seid nicht da. Bei Rückkehr vom Einsatz öffnen wir die Tür. Wir hören Dein Lachen durch die Garage hallen, hören Deine Stimme. Wir erwarten diesen groß gewachsenen Mann mit seiner Kaffeetasse in der Hand. Wir erwarten DICH! Doch als wir absitzen und Deine Sachen unberührt im Spind hängen sehen, wird uns schmerzlich bewusst, dass wir uns in einer Erinnerung verloren haben.
Lieber Andreas, lieber Freund, unser lieber „Opa“,
in diesen Tagen kann nichts unseren Schmerz über Deinen Verlust beschreiben, aber die Abwandlung eines Liedtextes trifft unsere Emotionen annähernd:
„Und wir wollten noch Abschied nehmen. Mann, wie konntest Du von uns gehen? Hey, jetzt sollen wir Dich nie mehr sehen. Wir vermissen Dich! Was machen wir jetzt?“
Lieber „Opi“,
wir werden Dich für immer in unseren Herzen und Erinnerungen bewahren. Du wirst immer bei uns sein. Deine lockere und schelmische Art, Deine flotten Sprüche – sie werden immer Teil unserer Gemeinschaft sein.
Danke, dass Du ein Teil von uns warst.
Danke dafür, dass Du uns immer mit Rat und Tat zur Seite standest.
Danke, dass wir Dich kennen durften.
In Erinnerung an unseren viel zu früh verstorbenen Kameraden
Oberlöschmeister Andreas Danielack
Deine Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Lutherstadt Eisleben
Es erfüllt unsere Herzen mit Stolz, dass wir mit so einem aufrichtigen, ehrlichen und liebenswerten Mann ein Stück seines Lebensweges gehen durften. Uns bleibt nur, seiner Familie und den Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr Weinheim unser tiefstes Mitgefühl auszusprechen.
Weinheims Feuerwehr ist in tiefer Trauer: Plötzlich und unerwartet ist am Abend des 31. Dezembers der langjährige Kommandant und Stadtbrandmeister Reinhold Albrecht im Alter von nur 60 Jahren verstorben. Erst im Februar dieses Jahres war er nach 20 Dienstjahren als Kommandant verabschiedet worden, als Brandschutz-Sachverständiger war er allerdings auch weiterhin Mitarbeiter der Stadt Weinheim.
„Ich habe noch viel vor“, so hatte Albrecht bei seiner Verabschiedung in der Stadthalle angekündigt, „denn es gibt im Leben noch mehr als rote Autos und die Feuerwehr“. Er hat es nicht mehr erleben dürfen.
Nur ganz wenige Menschen haben die Feuerwehr Weinheim und damit das gesamte Ordnungs- und Sicherheitssystem der Großen Kreisstadt so sehr geprägt wie er.
„Wir können es noch nicht fassen und sind mit unseren Gedanken bei seiner Familie“, so hieß es in einer ersten Mitteilung, die seitens der Feuerwehrführung am Nachmittag des Neujahrstages in Feuerwehrkreisen verschickt worden ist. Und weiter heißt es: „Reinhold war ein hilfsbereiter und kollegialer Freund, zu dem vielen von uns eine sehr persönliche Bindung hatten.“
Erster Bürgermeister und Feuerwehrdezernent Dr. Torsten Fetzner zeigte sich sehr betroffen von der Trauernachricht. Er würdigte Albrecht als „einen ganz besonderen Menschen und ein Vorbild für alle im Rettungswesen tätigen Personen unserer Stadt. Er hat den Brandschutz in Weinheim maßgeblich vorangebracht und geprägt“. In der Stadtverwaltung sei man für die Expertisen und die immer zielorientierten und pragmatischen Lösungsansätze des erfahrenen Kommandanten stets dankbar gewesen. Fetzner: „Er reißt eine nicht zu schließende Lücke in die Gemeinschaft der Weinheimer Feuerwehren und in unsere gesamte Stadtgesellschaft. Uns allen wird er immer in ehrender Erinnerung bleiben.“
Von 1998 bis zum Frühjahr 2018 war Albrecht Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim, zehn Jahre davon hauptamtlich. In seine Amtszeit fallen richtungs- und zukunftsweisende Entwicklungen, die Weinheims Feuerwehr zu einer der einsatzstärksten in der Region gemacht haben: vor allem der Umzug in ein neues Feuerwehrzentrum am westlichen Stadtrand sowie die Erstellung und Fortschreibung der Feuerwehrbedarfsplanung, die eine zeitgemäße Ausstattung der Wehr gewährleistet.
Albrecht, der aus einer Feuerwehr-Familie stammte und selbst als Jugendlicher schon Feuerwehrmann geworden war, hat es verstanden, jüngeren Menschen ein Vorbild zu sein. In seinem Team entwickelten sich eine ganze Reihe von Führungskräften, die sich aus tiefer Überzeugung ehrenamtlich und mit professionellem Anspruch für den Schutz der Bevölkerung engagieren. Albrecht führte die Freiwillige Feuerwehr mit kameradschaftlicher Verbindlichkeit und viel Gefühl für den einzelnen Feuerwehrmann. Für viele seiner Blauröcke war er Chef und Freund in einer Person. Seine Autorität war natürlich und gründete auf seinem bemerkenswerten Fachwissen. Im Einsatz konnte er auf fast unermessliche Erfahrung bauen, er handelte und führte unaufgeregt und zielstrebig.
Reinhold Albrecht war ein Feuerwehrmann durch und durch. Unvergessen bleibt sein entschlossenes Eingreifen bei einem Großbrand bei der Firma „Naturin“ vor zwei Jahren. Er hatte selbst die Einsatzleitung. Nachwuchssorgen wie andernorts gab es in er Ära Albrecht nicht.
Bei der großen Verabschiedung im Februar würdigte der damalige Oberbürgermeister Heiner Bernhard „Albrechts unbestrittene fachliche Kompetenz und seine Art, nach rein fachlichen Kriterien abzuwägen und zu entscheiden“. Hohes Lob hatte auch Prof. Hermann Schröder aus dem Stuttgarter Innenministerium mit nach Weinheim gebracht – Albrecht und der aus Dossenheim stammende Feuerwehr-Experte waren Wegbegleiter. Reinhold Albrecht sei ein „Mensch mit extremem Rückgrat“ und „die Sicherheitskompetenz dieser Stadt“, bescheinigte Schröder und ergänzte: „Das Bild der Weinheimer Feuerwehr ist im ganzen Land ein ganz besonderes.“
In der Feuerwehr hatte sich Albrecht zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen verdient, deren Bedeutung weit über Weinheim hinaus reicht, unter anderem die Ehrennadel des Landesfeuerwehrverbandes. Schon als junger Mann war er stellvertretender Landesjugendwart, 2014 bekam er die Ehrennadel des Landesfeuerwehrverbandes verliehen. Bis zu seinem Tod amtierte er als Präsident der German Police and Fire Sports Federation.
In seinem Ruhestand hatte Reinhold Albrecht noch so viel vor: Er wollte reisen, öfter mit seiner Frau Manuela die Weinheimer Partnerstadt Cavaillon besuchen, Kultur genießen. Als neues Hobby hatte er die Schauspielerei in der Theatergruppe „Holzwurm“ entdeckt. Keiner hat damit gerechnet, dass der Vorhang dieses Lebens so schnell und für immer fallen würde.